Dienstag, 2. Februar 2010

Stellungnahme der Familie in der Münchner Abendzeitung

In der Münchner Abendzeitung erschien bereits am 14. Januar ein weiterer Bericht zum nun stattfindenden Berufungsprozess. Hier wird auch nochmals auf die Motivation der Familie eingegangen, troz hoher psychischer Belastung weiterhin um eine rechtliche Aufklärung der Vorfälle zu kämpfen: Die Tatsache, dass bis heute niemand die eigentliche Verantwortung übernommen hat für die fast unglaubliche Serie von Fehlentscheidungen und Versäumnissen während des damaligen Filmdrehs:

MÜNCHEN "Die Filmwelt hat meinen Vater fasziniert", erinnert sich Oliver H.
(38). Doch seine Faszination wurde dem 67-jährigen Komparsen zum Verhängnis. Als Double von Elmar Wepper kenterte Horst H. am 11. Oktober 2007 mit einem Kanu, weil der Hubschrauber mit Kamera zu nah rangeflogen war. Der filmbegeisterte Rentner ertrank im Tegernsee. Seitdem beschäftigt der Vorfall die Justiz.

Pilot Johann S. war vom Amtsgericht Miesbach wegen fahrlässiger Tötung zu einer
Geldstrafe verurteilt worden. Doch er geht in Berufung, will das Urteil, das ihm
die Hauptschuld an dem Unglück gibt, nicht auf sich beruhen lassen. Jetzt hat
auch Oliver H. Anzeige gegen die Geschäftsführung der Unterföhringer
Filmproduktion erstattet. Wegen fahrlässiger Tötung.

"Was mich vor allem stört, ist die Ungleichbehandlung", sagt der 38-Jährige.
Während die TV-Stars Elmar Wepper und Wolfgang Fierek mit allen erdenklichen
Sicherheitsmassnahmen bedacht wurden, liess man die Komparsen ohne
Neopren-Anzüge, Schwimmwesten, Kenterschläuche und Aufsicht der Wasserwacht
drehen. Als sich dann der Hubschrauber dem Kanu auf wenige Meter näherte, kam es
zur Katastrophe.

"Meine Mutter hat mich in Neuseeland erreicht, wo ich damals arbeitete. Es war
ein Schock", so Oliver H.

Die Leitung der Filmproduktion habe sich schriftlich bei seiner Mutter gemeldet,
ihr Beileid ausgedrückt, aber im gleichen Brief darauf hingewiesen, dass dies
kein Schuldeingeständnis sei. Das ist Oliver H. zu wenig. Den verurteilten
Hubschrauber-Piloten sieht er eher als Bauernopfer. Und das Verfahren gegen die
mitangeklagten Aufnahme- und Produktionsleiter hatte der Miesbacher Richter
eingestellt. Als Reaktion schrieb Oliver H. an die Justizministerin: "Wir
wünschen uns, dass diese unsagbare Schweinerei nicht völlig ungesühnt bleibt."

"Ich denke schon, dass wir auch zivilrechtlich etwas machen werden." Auch wenn
das nicht viel einbringt und für die Angehörigen grossen emotionalen Stress
bedeutet. Warum er sich das trotzdem antut? "Vieles ist unaufgeklärt geblieben.
Ich stehe vor der Tatsache, dass mein Vater tot ist und keiner so richtig die
Verantwortung übernimmt."
John Schneider
(Abendzeitung München)

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